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Nachhaltigkeit und Biodiversität: Lassen wir etwas Wildheit zu

Hinführung zu dem Thema Biodiversität

Die Verpackungsindustrie auf Faserbasis ist ein Leuchtturm der Nachhaltigkeit in einer Welt, die sich ihrer Umweltverantwortung zunehmend bewusst ist.

Die Grundlage dieser Industrie ist die nachhaltige Nutzung von Holz, einer erneuerbaren und natürlich vorkommenden Ressource. Dieses Gefühl des Stolzes ist nicht unberechtigt, da die Branche im Wesentlichen ein Prinzip verkörpert, das erstmals im 18. Jahrhundert von Hand Carl von Carlowitz eingeführt wurde. Carlowitz, eine herausragende Persönlichkeit der Forstwirtschaft, war maßgeblich an der Förderung eines nachhaltigen wirtschaftlichen Ansatzes für die Nutzung der Ressource Holz beteiligt. Dieses Prinzip hat nicht nur die Richtung und das Ethos der Forstwirtschaft geprägt, sondern auch in der Papierindustrie Resonanz gefunden. Man kann sagen, dass Nachhaltigkeit in der DNA der Papierindustrie verankert ist.

 

Eine der beeindruckendsten Leistungen, die die Papierindustrie vorweisen kann, ist ihre bemerkenswerte Recyclingquote. Sie ist anderen Materialien weit überlegen, wenn es um das Recycling geht, und beweist damit ein branchenweites Engagement für nachhaltige Praktiken. Durch das Recycling spart die Papierindustrie große Mengen an natürlichen Ressourcen ein.

 

Allerdings gibt es noch einen weiteren Aspekt der Nachhaltigkeit, den wir beleuchten möchten: die Biodiversität und insbesondere das Insektensterben.

 

Die Bedeutung der Biodiversität und welche Bedeutung Krefeld dabei hat

 

Als in Krefeld ansässiges Unternehmen fühlen wir uns den Forschungen der ehrenamtlichen Krefelder Entomologen über den starken Rückgang der Insektenpopulationen sehr verbunden und betroffen. Dies ist nicht nur eine Angelegenheit von wissenschaftlichem Interesse, sondern ein Thema, das uns persönlich berührt, da es mit der Gesundheit und Vitalität unserer gemeinsamen Umwelt zu tun hat. Die Ergebnisse dieser engagierten Forscher, die von 1989 bis 2016 akribisch Daten gesammelt und ausgewertet haben, zeichnen ein ernüchterndes Bild: Die Insektenpopulation ist insgesamt um alarmierende 76 Prozent zurückgegangen, im Hochsommer sogar um beunruhigende 82 Prozent. Diese beunruhigenden Trends wurden erstmals im Oktober 2017 von C. Hallmann von der Universität Nijmegen ans Licht gebracht, der die Krefelder Studien in der angesehenen Zeitschrift PlosOne veröffentlichte. Die Ergebnisse waren ein unbestreitbarer Weckruf für die wissenschaftliche Gemeinschaft und darüber hinaus und offenbarten eine stille Krise, die sich in unseren Ökosystemen abspielt und weitreichende Auswirkungen haben könnte. Die Auswirkungen der Krefelder Studien beschränkten sich nicht auf unsere Region. Ihre wissenschaftliche Qualität und Bedeutung war so groß, dass sie bald von anderen Forschern in der ganzen Welt aufgegriffen wurden. Die in diesen Studien enthaltenen Daten und Erkenntnisse dienten als entscheidende Ressource für Wissenschaftler, die sich darum bemühen, den besorgniserregenden Rückgang der weltweiten Insektenpopulationen zu verstehen, einzudämmen und umzukehren. Die Krefelder Studien unterstrichen den dringenden Handlungsbedarf und lösten neue Anstrengungen zum Schutz der biologischen Vielfalt aus.

 

Ohne Insekten würde vieles auf diesem Planeten, zumindest an Land und im Süßwasser, nicht funktionieren. Insekten sind Nahrung für Fische und Vögel, bestäuben unzählige Pflanzen, räumen Kadaver und Kot weg, schützen unsere Nutzpflanzen, reinigen die Gewässer und halten den Boden gesund.

 

Biodiversität kann wiedergewonnen werden

 

Da unser Unternehmen in Krefeld angesiedelt ist, war es von Natur aus von den Problemen betroffen, die mit der Umgebung verbunden sind. Ähnlich wie andere Industrieunternehmen waren auch wir von einer ausgedehnten Brachfläche und schlechten Böden umgeben, die an unsere Produktionsstätte angrenzten.

 

Dies war ein übliches Szenario für Unternehmen in unserem Sektor, und wir waren entschlossen, dieses Problem auf produktive und umweltfreundliche Weise anzugehen. Wir begannen diesen Prozess, indem wir diese kargen Flächen mit nachhaltigen Pflanzen bepflanzten. Dahinter steckten zwei Überlegungen. Erstens konnten wir so das ungenutzte Land auf eine Weise nutzen, die sich positiv auf die Umwelt auswirkte. Zweitens dienten diese Pflanzen dazu, die Qualität des Bodens mit der Zeit zu verjüngen und ein gesünderes Ökosystem rund um unsere Anlage zu schaffen. Unsere Initiative war keine einmalige Angelegenheit, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Nach und nach ergänzten wir die ursprüngliche Bepflanzung mit weiteren Nutzpflanzen. Darunter befanden sich auch mehrere Kornell-Kirschbäume - in der Schweiz auch als Tierlibaum bekannt -, die die Vielfalt der Pflanzenwelt rund um unser Werksgelände noch vergrößerten.. Diese haben auch einen greifbaren Wert für die lokale Fauna. Im Frühjahr blüht neben den Salweiden die Kornellkirsche mit ihren nektar- und pollenreichen Blüten. Diese Blüten sind nicht nur optisch ansprechend, sondern spielen auch  eine entscheidende Rolle bei der Förderung der lokalen Artenvielfalt, indem sie eine Vielzahl von Bestäubern anlocken.

 

Dieses Jahr markiert einen besonderen Meilenstein für unsere Grünflächen, denn zum ersten Mal blüht unser Honigbaum.Der Honigbaum ist nicht der einzige, der diese fleißigen Insekten anlockt. Wir haben Maßnahmen ergriffen, um unsere natürliche Umgebung zu verbessern, indem wir eine Reihe von Obstbäumen gepflanzt haben, deren Blüten sich als unwiderstehlich für eine große Anzahl von Bienen erwiesen haben. Zurzeit steht auch unser Fliederbaum in voller Blüte, dessen leuchtende Blüten ein starker Magnet für Schmetterlinge sind. Der Anblick dieser geflügelten Wesen, die um den Fliederbaum herumflattern, verzaubert unsere Umgebung und weckt in uns eine tiefe Wertschätzung für die Wunder der Natur. Darüber hinaus haben wir uns die Wildheit in unserer Umgebung zu eigen gemacht.

 

Unsere Mitarbeiter haben in Eigeninitiative ein überdimensionales Insektenhotel gebaut und damit einen Zufluchtsort für verschiedene Insektenarten geschaffen. In den ersten Betriebsjahren wurden wir aufgrund der geringen Belegungsrate enttäuscht. In den letzten zwei Jahren haben wir jedoch einen bemerkenswerten Umschwung erlebt, und das Insektenhotel ist jetzt voll ausgelastet. Besonders stolz sind wir auf die große Zahl und Vielfalt der Wildbienen, die auf unserem Gelände leben. Ihre Population übersteigt bei weitem die der Honigbienen und spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts in unserer Umwelt. Darüber hinaus beherbergen wir wertvolle Florfliegenarten, die auf dem Gelände weit verbreitet sind. Wir sind also nicht nur Beobachter der Natur, sondern beteiligen uns aktiv an ihrer Pflege und Bewahrung. Unsere Bemühungen zielen darauf ab, eine harmonische Umwelt zu schaffen, in der alle Arten gedeihen können. Von unserem blühenden Honigbaum und den Obstbäumen, die zahlreiche Bienen anlocken, bis hin zu unserem Flieder, der Schmetterlinge anlockt, und einem Insektenhotel, in dem reger Betrieb herrscht, feiern wir die Wildheit und Vielfalt des Lebens in all seinen Formen. Wir setzen uns nach wie vor für die Förderung der biologischen Vielfalt ein und sorgen dafür, dass unser Gelände auch weiterhin als Zufluchtsort für diese unglaublichen Lebewesen dient.

 

Der Beitrag der Industrie

 

Wenn ich zu den Standorten unserer Kunden und durch Industriegebiete fahre, ist es unmöglich, die riesigen ungenutzten oder brachliegenden Flächen und leblosen Grünflächen zu übersehen (ein neutrales Beispiel zeigt das Titelbild).

 

Diese scheinbar unfruchtbaren Flächen, insbesondere in einem industriellen Umfeld, besitzen ein ungenutztes Potenzial, das sich in reiche Inseln der biologischen Vielfalt verwandeln kann. Eine solche Umwandlung steigert nicht nur die visuelle Attraktivität dieser Gebiete, sondern trägt auch wesentlich zur ökologischen Nachhaltigkeit bei.

 

Industriegebiete haben aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und der bestehenden Vorschriften ein einzigartiges Potenzial, als Schutzräume für die biologische Vielfalt zu dienen. Diese Gebiete, die oft als reine Betondschungel missachtet werden, können in blühende Mikro-Ökosysteme umgewandelt werden. Bei durchdachter Planung und strategischer Umsetzung können wir einheimische Pflanzenarten einführen, die verschiedene Insekten, Vögel und kleine Säugetiere anlocken und so die Artenvielfalt fördern. Dies bietet auch die Möglichkeit, natürliche Kohlenstoffsenken zu schaffen, die dazu beitragen können, die Umweltauswirkungen industrieller Aktivitäten auszugleichen.

 

In diesem Zusammenhang befinden sich die Unternehmen der Papier- und Verpackungsindustrie in einer vorteilhaften Position. Nachhaltigkeit ist für diese Industrien kein fremdes Konzept, sondern angesichts des erneuerbaren Charakters ihrer primären Rohstoffe ein fester Bestandteil ihrer Geschäftsmodelle. Daher sind sie eher in der Lage, die langfristigen Vorteile solcher Initiativen zu verstehen und eine zentrale Rolle bei der Verwirklichung dieser Vision zu spielen. Durch die Integration von lebendigen Grünflächen auf ihrem Gelände können diese Unternehmen den Gedanken der Nachhaltigkeit noch einen Schritt weiterführen. Sie können zeigen, dass Rentabilität und Umweltschutz sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern harmonisch nebeneinander bestehen können. Indem sie einen Hauch von Wildnis in diese Industriegebiete bringen, können diese Unternehmen den Weg für einen ganzheitlicheren Ansatz der Nachhaltigkeit ebnen.

 

Thomas Walther

Corporate Strategy & Innovation Baumer hhs

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